Es gibt bei den #Piraten ständig ein internes Spannungsfeld bezüglich Liquid Democracy, speziell in Verbindung mit der dafür bei den Piraten betriebenen Plattform #LiquidFeedback
Das Problem fängt dabei an, dass man sich nicht darauf einigen kann, wozu diese Plattform eigentlich genau betrieben wird. Die einen meinen, dass sie explizit nur für die Vorbereitung des Chemnitzer Parteitags gedacht war, die nächsten denken, dass darüber alle Anträge für sämtliche Parteitage laufen sollen, andere wiederum denken, dass das Ergebnis einer Initiative einen bindenden Charakter hat und stellen dort so ziemlich alles an Initiativen ein, was auch nur irgendwie mit den Piraten, mit Programm oder sonstwie zu tun hat – in der Hoffnung, dass dann daraus auch irgendetwas entsteht. (Und außerdem gibt es noch zig Facetten)
Jetzt gibt es eine Initiative in LiquidFeedback, die in einem Antrag münden soll, der LiquidFeedback zu einer Art von ständiger Mitgliederversammlung mutieren lassen soll. Diese Mitgliederversammlung soll dann u.A. Positionspapiere beschließen können.
Ich werde diese Initiative aus diversen Gründen ablehnen. Mir gehen die Voraussetzungen viel zu weit. Hier wird gefordert, dass jeder angemeldete User mit Klarnamen eingetragen sein muss, so dass jedes Mitglied prüfen kann, wer hinter welchem Account steckt. Der Anwender soll zwischen einer kompletten Veröffentlichung, einer Veröffentlichung nur für angemeldete und der Hinterlegung aller persönlicher Daten (inklusive eines Bildes!) in der Geschäftsstelle wählen dürfen.
Ich sehe die Idee einer ständigen Mitgliederversammlung schon als gut an – aber nicht so. Eine solcher Klarnamenszwang wird vor allem eines erzeugen: Gruppenzwang. Gerade die weniger Lauten werden eher “angepasst” wählen, bzw. ihre Stimmen delegieren, als selber für ihre Meinung einzustehen – da schließe ich mich auch nicht aus. Nicht jeder hält es auf Dauer aus, wenn er in seinem Umfeld häufiger anderer Meinung ist. Nun könnte man sagen, dass er dann auch nichts bei den Piraten verloren hat, wenn er anderer Meinung ist. Aber: Zum einen gibt es immer wieder regionale Unterschiede. Was im Süden Mehrheitsmeinung ist, kann im Norden Minderheitsmeinung sein. Und außerdem brauchen wir auch die Gegenstimmen zur Schärfung unseres Profils.
Und da dieser Beitrag in eine andere Richtung als geplant ging (eigentlich wollte ich noch etwas zu Softwareeigenschaften eines Liquid Democracy-Tools schreiben, wie es mir gefallen würde), schließe ich jetzt diesen Beitrag ab, gehe zum Treffen und schreibe demnächst einen weiteren Artikel.