LiquidFeedback und die Namenshistorie

So, da hat nun also der Bundesvorstand gestern entschieden, dass in Zukunft eben nicht mehr jeder sehen kann, welche Benutzernamen ein LiquidFeedback-Nutzer schon gehabt hat.

Für einige ist es der Untergang des Abendlandes, für andere ist es der Weg zu etwas mehr Datenschutz in LF.

Zuerst mal ganz nüchtern betrachtet, was genau die Sache mit der Namenshistorie bedeutet: Ich könnte als LF-Nutzer nun den einen Tag den Usernamen “X”, den anderen Tag den Usernamen “Y” wählen. Dadurch wäre es erstmal schwieriger für Außenstehende, zu sehen, wie ich jemals abgestimmt habe – oder eben auch nicht, denn alle Abstimmdaten sind ja weiterhin mit meinem Profil verlinkt. D.h. man sieht immer noch, wie eine Person in der Vergangenheit abgestimmt hat.

Jetzt kamen als Gegenargumente, dass man nun unter verschiedenen Namen auftreten könne, um Delegationen einzuheischen. Nun, zum einen gehört meines Erachtens zu LiquidFeedback eben auch das Feedback, d.h. die Kontrolle des Delegierten zum Prozess. D.h. wenn dieser Mist baut, sollte man ihm seine Delegation wieder entziehen. Zum anderen aber sollen laut Antrag bei einem Namenswechsel alle Delegationen entfernt werden, das Problem besteht also erst gar nicht.

Das nächste Argument war, dass nun eventuelle “betrügerische Absichten” nicht mehr erkennbar wären. Nun, die Admins sollen weiterhin erkennen können, wer sich wie benannt hat, das Problem besteht also nicht.

Was bringt nun eigentlich der Antrag? Eigentlich relativ wenig. Wenn man möchte, kann man wohl jetzt schon in LF jederzeit neu beginnen. Man muss dazu Kontakt mit seinem GenSek (oder entsprechendem Vorständler) aufnehmen und diesen Wunsch äußern. Es wird nun also die Schwelle gesenkt, gleichzeitig schafft man “Adminwissen”. Aber: LF dient zur Erstellung unverbindlicher Meinungsbilder, dementsprechend ist immer die Frage, was dieses Wissen tatsächlich bringt.

Wir haben in LF ganz andere Probleme – und eins davon ist die niedrige Beteiligung. Neben der sicherlich überarbeitungswürdigen Oberfläche könnte man mit anderen Maßnahmen ein wenig mehr Datenschutz und Akzeptanz der Ergebnisse fördern.

So oder so wird der kommende Bundesparteitag in Chemnitz zeigen, wie verlässlich die Ergebnisse aus LF sind. Ich bin auf das Ergebnis gespannt.

Update:

Zumindest in der LF-Initiative des Antragsstellers steht, dass wohl doch ausschließlich der zum jeweiligen Zeitpunkt der Stimmabgabe gültige Name angezeigt werden soll. Der Antrag an den Bundesvorstand lautet allerdings:

Der Bundesvorstand möge beschließen, dass bei einer Fortführung der bundesweiten Liquid-Feedback-Instanz über den Parteitag in Chemnitz am 20./21. November 2010 hinaus die Namenshistorie nicht mehr einsehbar ist, weder für angemeldete noch für unangemeldete Benutzer. Aus dem Datenbankdump sollen alle Daten, aus denen sich eine Historie rekonstruieren lassen könnte, entfernt werden.

Hier ist nun die Frage, was insbesondere der letzte Satz bedeutet. Da lässt sich prima herumdeuten.