Gespräch mit einem Obdachlosen

Ich habe die letzten 14 Tage ja intensiven Straßenwahlkampf gemacht und habe dabei auch viele Gespräche mit sehr interessanten Gesprächspartner geführt. Das eindrucksvollste Gespräch habe ich gestern geführt.

In Hamburg gibt es viele Obdachlose, man begegnet ihnen überall, insbesondere in den Abend- und Nachtstunden liegen sie bevorzugt in den Hauseingängen der großen Geschäfte.

Ich habe mich immer gefragt, wie sie die täglichen Dinge des Lebens erledigen, wie es mit dem Waschen aussieht, dem Essen – und wieso sie seine staatlichen Leistungen in Anspruch nehmen. Das gestrige Gespräch hat mir einen kleinen Einblick verpasst.

Der Mann mit dem ich sprach, machte einen gepflegten Eindruck. Saubere Haare, saubere Kleidung – nicht das, was man erwarten würde. Er duscht täglich in verschiedenen Einrichtungen für Obdachlose. Er verdient seinen Lebensunterhalt u.A. mit dem Verkauf von Hinz&Kunzt – dem Hamburger Straßenmagazin. Nachts schläft er vor einem Geschäft in der Hamburger Innenstadt. Die Geschäftsleute dulden dies – teilweise unterstützen sie sogar die Menschen. Dies geschieht aus einem guten Grund: Durch ihre Anwesenheit werden zum Beispiel Einbrecher abgeschreckt.

Er erzählte weiter, wieso er keine Angebote zur Wiedereingliederung annehmen würde: Auf der Straße bilden die Obdachlosen Gruppen, die sich gegenseitig unterstützen. Sie haben so einen festen sozialen Rückhalt. Durch eine “Wiedereingliederung” würde er aber diesen Halt verlieren. Er bekäme eine Wohnung, wäre aber isoliert. Er ist mehrfach vorbestraft, dadurch ist die Wahrscheinlichkeit extrem gering, dass er noch irgendwann einmal einen festen Job erhalten dürfte. Er sprach ferner davon, dass er sich mit dem Leben auf der Straße einen kleinen Rest Würde erhält.

Wenn man direkt Obdachlose unterstützen möchte, kann man dies zum Beispiel über den Kauf von Essensgutscheinen machen. So gibt es in Hamburg das “Jesus Center” auf der Schanze, die diese Gutscheine verkaufen.