Soll man einen Zug nach Anne Frank benennen oder nicht?

Die Bahn möchte ihre neuen ICE jetzt nach bedeutenden Persönlichkeiten benennen. Ein Vorschlag ist Anne Frank. Das Problem daran: Anne Frank ist mit der Vorgängerorganisation der Bahn – der Reichsbahn – in das Konzentrationslager Bergen-Belsen transportiert worden, in dem sie dann starb.

Jetzt gibt es Stimmen, die sagen, dass dies geschmacklos sei. Andere Stimmen sehen das anders. Ich bin kein Historiker, dementsprechend kann ich nur nach meinem Gefühl argumentieren. Ich finde, dass es stark davon abhängig ist, wie die Bahn ihre Vergangenheit aufgearbeitet hat. Versucht sie, von der Vergangenheit abzulenken und zu sagen: “Damit haben wir nichts zu tun” – oder macht sie das Gegenteil?

Wenn sie das Gegenteil macht, d.h. wenn die Bahn sich nicht nur ihrer Vergangenheit bewusst ist, sondern dies auch öffentlich macht, wäre dies meiner Ansicht nach etwas anderes. Wenn z.B. im entsprechenden Zug Informationstafeln angebracht werden, die über die Geschichte der Reichsbahn zur NS-Zeit informieren, dann könnte dieser Zug sogar zu einer Art von fahrenden Gedenkstätte gemacht werden. Ähnliches gilt natürlich auch für Züge, die z.B. nach Sophie und Hans Scholl benannt werden. Hier könnte an das Leben, die Widerstandsarbeit und den Tod der Geschwister erinnert werden.

Sicherlich wäre es auch gut, Informationstafeln in allen Zügen anzubringen, die nach bedeutenden Personen benannt wurden, damit man weiß, was diese Personen ausgemacht hat und wieso sie so bedeutend sind.
ICE mit Namen “Anne Frank”: Würdevoll oder geschmacklos?

Die Bahn will ihre neue ICE-Generation nach bedeutenden Persönlichkeiten benennen. Ausgewählt wurden unter anderem Konrad Adenauer, Marlene Dietrich und Albert Einstein. Für eine besonders hitzige Debatte sorgt aber vor allem ein Name: Anne Frank.