Wie stelle ich mir eine Liquid Democracy-Software vor? Ich hatte vorhin ja schon geschrieben, was mir an dem Antrag für eine ständige Mitgliederversammlung nicht gefällt. Jetzt möchte ich darüber schreiben, was mir denn gefällt.

Ich sehe das Problem, dass meiner Ansicht nach LiquidFeedback unter dem Gesichtspunkt geschrieben wurde, dass sich der User dem Prinzip anpassen müsse – und eben nicht die Software/das Prinzip dem User angepasst wird. Daraus resultieren einige der Konflikte und Akzeptanzprobleme.

Ich fand damals die #LQFB-Initiative gut, die neben den normalen Accounts mit Pseudonym-Möglichkeit noch weitere Accounts ohne eigenes Stimmrecht (und ggf. Klarnamenzwang) gewünscht hat. Diese Accounts könnten dazu genutzt werden, dass man Initiativen und Anregungen erstellen könnte, ohne dass im Umkehrschluss klar wäre, wie man bisher im System abgestimmt hat. Eine Sache ist ja klar: Sobald man anfängt, wirklich aktiv zu werden (Initiativen zu erstellen) ist es quasi unmöglich, dies unerkannt zu machen.

Jetzt möchte man aber ggf. unerkannt bleiben, um jeglichen Gruppenzwang aus dem Weg zu gehen – also kann man keine Initiativen erstellen. Und das ist blöde. Würde man optional die Möglichkeit eröffnen, (genau) einen Zweitaccount zu eröffnen, wäre dieses Problem nicht mehr vorhanden. Wichtig wäre nur, dass es bei genau einem Account bleibt und dass dieser Account kein eigenes Stimmrecht hat (man aber ruhig darauf delegieren könnte).

Eine andere schöne Möglichkeit wäre es, wenn man deaktivieren könnte, dass auf einen delegiert werden kann. Ich habe schon mit mehreren Leuten gesprochen, die ein Problem damit hätten, wenn auf sie delegiert würde. Nicht jeder möchte die damit einhergehende Verantwortung (spätestens, wenn es bei dem System wirklich mal um etwas gehen sollte)

Bei den Delegationen stellt man (durch Betrachtung der Auswertungen) fest, dass viele Delegationen nach dem “Fire&Forget”-Prinzip vergeben werden. D.h. einmal vergeben, nie wieder kontrolliert. Liquid Democracy kann aber meiner Ansicht nach nur funktionieren, wenn der Delegierende den Delegierten regelmäßig überprüft. Aus diesem Grund würde ich Delegationen nur auf Themenebene vergeben, so dass der Delegierende unter dem Zwang stünde, jedes Thema bewusst an eine Person zu delegieren. Gleichzeitig wäre damit gewährleistet, dass der Rückfluss (d.h. die Information, wie der Delegierte abgestimmt hat) zeitnah empfangen würde. Wichtig dabei ist, dass das Bearbeiten von Initiativen genauso einfach wie das Abbarbeiten von Mails sein müsste. D.h. man müsste Initiativen per einfachem Mausklick unterstützen, ignorieren oder delegieren können. Wichtig wäre hier eine Sichtweise in der man alle noch nicht bearbeiteten Initiativen (wie ungelesene Mails) sehen würde. Beim Delegieren wäre es wichtig, dass ein Klick auf “Delegieren” eine (selbstangelegte) Liste von Delegierten hervorbringen würde, aus der man dann gezielt auswählen kann. Der Anwender soll ja nicht länger als notwendig beschäftigt werden.

Ein weiterer netter Punkt wären dynamische Fristen. Es bringt nichts, wenn Initiativen zig Tage vor sich hindümpeln und nichts geschieht. (Weil sich alle einig sind, sie abzulehnen oder anzunehmen). Hier wäre es sinnvoll, dass die User sagen können, dass sie jetzt abstimmen möchten. Wenn dies von einer Mehrzahl gewünscht ist, würde die nächste Stufe eingeleitet werden. Genauso könnte eine gewisse Mindestaktivität dazu führen, dass die nächste Stufe verzögert wird. Wichtig hierbei ist nur, dass es gewisse Mindest- und Maximalfristen geben muss.

Mir persönlich gefallen würde auch ein Antrag auf Abstimmung in einem externen System (alternativ: auf dem Parteitag). Dies würde dann dem Antrag auf geheime Abstimmung auf dem Parteitag entsprechen. Das alternative System könnte dann etwas wie LimeSurvey sein. Die Initiative wäre ja bereits durch die LD-Software gegangen und ist ggf. angepasst worden. So könnte dann in LimeSurvey die Basis befragt werden, ob sie denn dahintersteht.

Und wenn ich jetzt nicht schon zu müde zum Schreiben wäre, würde mir noch mehr einfallen, schätze ich 🙂