Warum status.net Diaspora abhängt

Kann sich noch jemand an Diaspora erinnern? 2010 waren sie mit einem großen Knall gestartet und verkauften sich als Facebook-Alternative. Wie ist der heutige Status? Diaspora ist immer noch in der geschlossenen Testphase. Accounts erhält man nur auf Einladung. Ich habe mir jetzt endlich einen Account ergattern können – und bin enttäuscht.

Im Moment erscheint Diaspora für mich nur als (besserer?) Twitter Client. Man kann Text schreiben und Bilder anfügen – mehr nicht. Und was ich als sehr störend empfinde: wenn man angibt, dass der Text nach Twitter gesendet werden soll, hat man nur 140 Zeichen Platz.

Man kann zwar seine Kontakte in bestimmte “Aspekte” einsortieren, das war es dann aber auch. Was noch total fehlt, das sind irgendwelche Gruppenfunktionen. Kollaboratives Arbeiten ist so nicht möglich.

Parallel hatte ich mich um einen Testaccount für die 1.0er Version von status.net beworben. Das ist die Software, die hinter identi.ca steht. Ich hatte dies getan, weil ich schon seit längerem einen eigenen Server auf Basis dieser Software betreibe. Als ich dann gestern den Zugang erhielt und meinen Account anlegte, war ich positiv überrascht. Die 1.0 hat nur sehr wenig mit der aktuellen Version (0.9.7) zu tun.

Neben der bekannten Möglichkeit, Statustexte zu versenden (also “Tweets”), kann man nun Links, Veranstaltungen, Umfragen und Fragen erstellen. Zusätzlich gibt es Gruppen (auf Wunsch auch geschlossen), für die man seine Inhalte erstellen kann. Man kann vor dem Absenden eines Inhalts entscheiden, wo er erscheinen soll.

Die Oberfläche ist nicht ganz so hübsch wie die von Diaspora – aber es gibt auch Hässlicheres. Derzeit gibt es noch ein paar Dinge, die mich stören (so kann man derzeit Veranstaltungen nicht mehr ändern und es gibt auch keine Kalenderübersicht über alle Veranstaltungen), aber die Software ist ja auch noch im Alpha-Stadium.

Ich habe den Eindruck, dass Status.net hier eindeutig die Nase vorn hat. Nicht zuletzt auch deswegen, weil sie eine API besitzen, die auch von vielen Programmen genutzt wird. Status.net ist keine Insel wie Diaspora.

Wenn die Leute von status.net noch einige Bugs in den Griff bekommen und bei den Features ein wenig nachlegen, sehe ich hier eine echte Facebook-Alternative am Horizont erscheinen. Wohl nicht für “jedermann”, aber zum gemeinsamen Arbeiten für Gruppen.